DER REICHSBÜRGER
Schauspiel von Annalena und Konstantin Küspert
„Den Staat Deutschland, die Bundesrepublik Deutschland, kurz BRD, die gibt es nicht. Jetzt sagt ihr bestimmt, quatsch, natürlich gibt‘s den. Dann sag‘ ich: Beweist es. Könnt ihr beweisen, dass es den Staat gibt? Dass es die Bundesrepublik Deutschland gibt? Na? Manche holen jetzt vielleicht ihren Personalausweis raus und zeigen darauf. Ja, da steht Bundesrepublik Deutschland. Aber bitte, das ist doch kein Beweis. So einen Ausweis drucke ich euch auch.“
Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es Menschen, die bestreiten, dass die Bundesrepublik Deutschland eine souveräne und legitime Nation ist. Als „Reichsbürger“ werden vor allem diejenigen bezeichnet, die behaupten, das Deutsche Reich bestünde stattdessen noch fort. Mit einer kruden Mischung aus Verschwörungstheorien und Geschichtsrevisionismus „beweist“ der titelgebende Reichsbürger, dass die BRD eigentlich eine GmbH ist, „eine Art kapitalistisches Erlebnis-Wunderland“ und wir, ihre vermeintlichen Staatsangehörigen, „gleichzeitig Parkbesucher und Aufsichtspersonal“.
Trailer: Christine Rockenfeller- © PRT
Mit: Björn Geske
und: Hannah Kuzniarek
Regie: Hans Dreher
Ausstattung: Clara Eigeldinger
Licht: Joachim Kiel, Dennis Philipp
Sounddesign, Ton und Video: Dennis Philipp
Regieassistenz: Kerstin Sommer
Ausstattungsassistenz: Nele Gertsen
Fotos: © Laura Thomas
Portrait: Sonja Münten
Pressestimmen
Künstlerisch segelt das Theater weiterhin auf stabilem Kurs. Davon zeugt die Premiere von DER REICHSBÜRGER, die vom Publikum [...] begeistert gefeiert wurde. [...] In einem teils bizarren, teils tiefschwarz komischen Redeschwall rechnet Wilhelm S. (gespielt von Björn Geske) mit allem ab, was ihm vor die Flinte kommt: mit der Politik, mit Behörden, vor allem mit Ausländern. Es sind übelste Stammtischparolen, die er durch den Saal bellt. Da stellen sich beim Zuhören nicht selten die Nackenhaare auf - und lange, wirklich lange lassen Regisseur Hans Dreher und der stark aufspielende Geske die hohlen Phrasen vom Feindbild Deutschland fast unkommentiert auf der Bühne stehen. (WAZ)
Auch DER REICHSBÜRGER ist nicht einfach eine Abrechnung mit denjenigen, denen andere gern das Etikett "Schwurbler" anheften. Regisseur Hans Dreher und Schauspieler Björn Geske konfrontieren auch diejenigen mit unangenehmen Wahrheiten, die sich gern über Reichsbürger (die sich selbst übrigens lieber als "Selbstverwalter" bezeichnen), lustig machen. Ein linksliberales Bürgertum, das den Mühen, die mit dem Zusammenleben verschiedener Kulturen eben auch verbunden sind, aus dem Weg geht, sollte eben auch vor der eigenen Tür kehren. Und die Kritik des Reichsbürgers an blinden Flecken des Sozialstaats wird ja nicht schon dadurch falsch, dass ein "Selbstverwalter" sie äußert. Die Corona-Krise hat freie Bühnen wie das PRT massiv getroffen. Da führt eine Inszenierung wie DER REICHSBÜRGER vor Augen, wie dringend das PRT gebraucht wird. (Stadtspiegel)