„Keinen Applaus, bitte. Wir sind hier, um zu arbeiten.“ Die Zeit der Hauptrollen in den großen Opernhäusern dieser Welt hat Maria Callas, die vielleicht berühmteste Sopranistin der Neuzeit, hinter sich. Nun unterrichtet sie am Ende einer langen und unendlich glanzvollen Gesangskarriere in New York als prominente Gastdozentin eine Meisterklasse.
Mit gnadenloser Strenge und schonungsloser Kritik begegnet sie den drei Schülerinnen und Schülern, denen sie im Unterricht das Gesangs- und Theaterhandwerk beibringen soll. Immer wieder wird sie dabei von der Vergangenheit eingeholt: Von Ihren strahlenden Erfolgen auf der Bühne, ihren gescheiterten Liebesbeziehungen, ihre erbitterte Konkurrenz mit Kolleginnen, ihrer Kindheit in Armut.
Terrence McNallys schwarze Komödie MEISTERKLASSE ist ein zugleich unterhaltsames und berührendes Stück über eine polarisierende Persönlichkeit.
„Meisterklasse“ heißt das neue Stück am Prinz-Regent-Theater in Bochum. Es ist ein Meisterstück geworden.
Hella-Birgit Mascus in der Rolle der Callas ist sensationell und Theaterpreis-würdig. Die Bochumer Schauspielerin kommt im Etuikleid und mit Sonnenbrille maliziös und gefährlich ‘rüber, sie ist arrogant und patzig, launisch und gemein. Man sieht diesem chic gekleideten Biest fasziniert bei der Arbeit zu. Und doch lässt Mascus unter dem rüden Auftritt der Callas immer auch die Verletztheit einer Künstlerin durchschimmern, die privat nie glücklich wurde, die anfangs unter ihrer Fettleibigkeit litt und die das Publikum als „Feind“ auffasste, den es zu „überwältigen“ gelte.
„Meisterklasse“ ist ein Muss, nicht nur für Opern-Fans. Die kleine Prinz-Regent-Bühne zeigt, wie großes Schauspieler-Theater geht. Auch mit limitierten Mitteln. (WAZ)